Die moderne Vertonung der letzten sieben Tage im Leben des Jesus von Nazareth war neben dem Durchbruch für das Komponisten- und Autorengespann Andrew Lloyd-Webber und Tim Rice ein äußerst kontrovers diskutiertes Ereignis in der Musikgeschichte. Die gezeigte Geschichte beschreibt Jesus zwar als strahlenden Heilsbringer, gibt aber ausgerechnet Judas ein Forum, seine Zweifel am Ansatz und der Durchführung des göttlichen Plans zum Ausdruck zu bringen. Das macht ihn schlussendlich zum tragischen Verräter, der durch seine Tat den letzten nötigen Stein zum Erlösungsgebäude Christi liefert: Jesus ans Kreuz zu bringen. Er sieht sich unverstanden, ausgenutzt und geächtet, was ihn in den Selbstmord treibt.
Zur Überraschung eines konservativen Publikums erklangen schon zur Ouvertüre aus dem Orchestergraben unbequeme E-Gitarren, Bass und rockiges Schlagzeug. In einer Zeit, in der das Genre Musical eher von Werken wie "Anatevka" und "Gigi" geprägt war, kam das fast einer Revolution gleich. Dennoch ist die klassische Form erhalten. Es gibt sowohl eine Ouvertüre, der Musikkritiker durchaus anerkennend Anklänge an Stravinsky, Bartok und Ligeti nachsagen, als auch einen Epilog. Sprechtexte und Spielszenen sind nicht vorgesehen. Trotz anfänglicher Proteste radikal-christlicher Gruppierungen setzte sich das Werk durch. Selten ist ein Musical mit so vielen verschiedenen stilistischen Einflüssen wie Ragtime, Balladen, Funk Soul und Blues, Rock ´n´ Roll sowie Pop geschrieben worden.